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Großer Andrang beim Haus- und Fachärztekongress der genial eG: Referenten informieren über Zeckenbisse und Antibiotikaresistenzen im Landkreis Emsland

Lingen. Mit mehr als 190 Teilnehmern sehr gut besucht war am 09.02.2019 der 9. Haus- und Fachärztekongress im IT-Zentrum in Lingen. Unter dem Motto „Information, Austausch und Kontakte“ und umrahmt von vielen Messeständen aus der Gesundheitsbranche vermittelten praxisnahe Vorträge neueste Erkenntnisse zu medizinischen Fortschritten.

Referenten informieren über Zeckenbisse und Antibiotikaresistenzen im Landkreis Emsland

Referenten verschiedener ärztlicher Fachbereiche beleuchteten aktuelle Themen aus der Radiologie, der Inneren Medizin, der Chirurgie und der Onkologie. Mit gleich zwei Vorträgen gab es Informationen zu regional bedeutsamen Themenfeldern aus dem Bereich der Infektionserkrankungen: Privatdozent Dr. Wolf Splettstößer vom Laborverbund Dr. Kramer und Kollegen informierte über Erkrankungen durch Zeckenbisse, Dr. Martina Scharlach vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt und Dr. Jennifer Sünnemann vom Landkreis Emsland berichteten über Anstrengungen gegen zunehmende Antibiotikaresistenzen.

Splettstößer trug eingangs vor, dass etwa 850 bekannte Zeckenarten mehr als 70 verschiedene Infektionserreger übertragen können. Neben den bekanntesten Erkrankungen wie Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME) und Borreliose gibt es noch viele andere, deren Labordiagnostik und medikamentöse Therapie jeweils nach ausführlicher Befragung und körperlicher Untersuchung des Patienten individuell erfolgen muss. Der Referent empfahl anhand von Beispielen leitliniengerechte Laboruntersuchungen und gab Hinweise zu aktuellen Informationsportalen im Internet. Splettstößer berichtete weiter, dass die im Landkreis Emsland vorkommende Borreliose, die sich bei ca. einem von hundert Zeckenbissen entwickelt, sich häufig gut behandeln lässt. Hingegen entwickelt ein FSME-Virus oft eine schwere Erkrankung mit teilweise verbleibenden Spätfolgen. Da die Zahl der FSME-Erkrankungen im Jahr 2018 im Landkreis mit 8 Fällen einen Höchststand erreicht hat, gilt es, im Einzelfall sorgsam zu überlegen, ob eine Impfung gegen die FSME-Erkrankung in Frage kommt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Institutes hält dazu Informationen bereit und gibt laufend aktualisierte Impfempfehlungen.
Ein weiteres Themenfeld war die zunehmende Antibiotikaresistenz, die große Probleme bei der Therapie von Infektionskrankheiten mit sich bringt. Einer aktuellen Studie zufolge gab es in Europa im Jahr 2015 etwa 700.000 Infektionen mit multiresistenten Erregern, davon endeten 33.110 tödlich. Die Mitarbeiterinnen des öffentlichen Gesundheitsdienstes Dr. Scharlach und Dr. Sünnemann berichteten unter dem Vortragstitel „Damit Antibiotika wirksam bleiben: Resistenzmonitoring, Netzwerke und mehr für Niedersachsen“ über Entwicklungen und Lösungsansätze für diese Problematik. Das vom Landesgesundheitsamt durchgeführte Antibiotika-Resistenz-Monitoring in Niedersachsen (ARMIN) mit 14 angeschlossenen Laboren ermöglicht, die Resistenzbildung im stationären und ambulanten Versorgungsbereich systematisch zu erfassen und zu beobachten. Gleichzeitig dient es als Grundlage für eine regional angepasste Antibiotikatherapie. Aktuelle Studien zeigen, dass der Landkreis Emsland zu den Regionen im Bundesgebiet gehört, in denen die Verordnungshäufigkeit von Antibiotika sehr hoch ist. Vor dem Hintergrund, dass jeder Einsatz von Antibiotika Resistenzen fördert, wurde den Kongressteilnehmern eine zurückhaltende und auf das notwendigste Maß reduzierte Verordnungspraxis empfohlen. Informationsmaterialen, u.a. ein Patientenflyer „Kein Antibiotikum – Warum?“, wurden angeraten und sind verfügbar auf der Website des Landes Niedersachsen https://www.antibiotikastrategie.niedersachsen.de.

„Wir können auf eine erfolgreiche Veranstaltung zurückblicken“, zeigen sich Christoph Schwerdt, Friedhild Füser und Verena Uphaus von der genial eG als Veranstalter des größten Ärztekongresses der Region zufrieden. „Unser Weiterbildungsangebot für Mediziner bietet neben der Erweiterung der fachlichen Kompetenz die Möglichkeit, Kontakte zu pflegen und zu netzwerken“. Vorstandsvorsitzender Wolfgang Hentrich ergänzt: „Durch diese Art von Fortbildungen wird eine hohe Behandlungsqualität und Versorgungssicherheit für die Patienten sichergestellt.“


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