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SPD-Experte Lauterbach in Lingen - Ein Parforceritt durch das deutsche Gesundheitssystem

Lingen. Künftig zu wenige Ärzte, heute schon zu wenig Pflegepersonal und eine sehr hohe Krankenhausdichte prägen laut Karl Lauterbach das bundesdeutsche Gesundheitssystem. Dies erklärte der Mediziner und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion bei einem öffentlichen Fachgespräch in Lingen.

Zu der Veranstaltung „Gesundheit und medizinische Versorgung in den Regionen“ hatte die hiesige SPD-Bundestagsabgeordnete Daniela De Ridder den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach und den Vorsitzenden des im Altkreis Lingen tätigen Gesundheitsnetzwerkes Genial, Wolfgang Hentrich, eingeladen. Knapp 100 Personen waren dazu in den Gasthof Klaas gekommen.

Viele Fakten und Zahlen

Prof. Dr. Karl Lauterbach ist in Köln Professor für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie und seit 2008 in den Bereichen Gesundheitspolitik und -management auch an der Harvard School of Public Health tätig. Im Studium noch gefördert von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung – "eine klassische Fehlinvestition" [Zitat Lauterbach] – ist er seit 2005 im Bundestag und heute in der SPD-Bundestagsfraktion zuständig für die Themen „Medizin und Gesundheit“.
In einem mit viel Fachwissen, Fakten und Zahlen gespikten gut halbstündigem Vortrag setzte er zu einem Parforceritt durch das deutsche Gesundheitswesen an. Entsprechend kurz konnte er dabei viele Themen nur anreißen. So betonte er, dass es im deutschen Gesundheitssystem keine Kostenexplosion gebe, es aber eine hohe Krankenhausdichte gebe, sich nur wenige Medizinstudenten als Hausarzt niederlassen wollen und künftig generell Mediziner und noch mehr Pflegekräfte fehlen werden. Vor diesem Hintergrund forderte er mehr ambulante Behandlungen, insgesamt kürzere Verweildauern in Krankenhäusern, eine entsprechend notwendige bessere Vernetzung zwischen Reha-Einrichtungen und Ambulanzeinrichtungen und mehr Anreize zum Einstieg in den Pflegeberuf.

Wenig Zeit für Antworten

Nur wenig Zeit blieb anschließend für die Diskussion mit dem überwiegenden Fachpublikum. Fünf Minuten Zeit für die Beantwortung von sieben dezidierten Fragen – vielen Anwesenden war das zu wenig. "Ein Halbsatz als Antwort. Und die Zielrichtung meiner Frage hat er nicht wirklich verstanden", erklärte dazu ein enttäuschter Apotheker, der für diesen Nachmittag aus Nordhorn angereist war.
Als Lauterbach nach knapp eineinhalb Stunden schon wieder auf dem Weg nach Berlin war, machte Hentrich noch deutlich, dass Ärzte sich künftig wesentlich mehr vernetzen und viel teamorientierter arbeiten sollten: "In Lingen und auch in der Grafschaft gibt es mit Netzwerken bereits positive Erfahrungen."
„Die Herausforderungen in der medizinischen Versorgung werden insbesondere in ländlich geprägten Regionen spürbar zunehmen. Hier muss die Politik kluge Lösungsansätze anbieten, damit auch künftig verlässliche Pflege sowie medizinische Versorgung gewährleistet werden kann“, erklärte De Ridder abschließend.

Quelle: https://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/1649171/ein-parforceritt-durch-das-deutsche-gesundheitssystem Erschienen am 06. Februar 2019 in der Lingener Tagespost (Autor: Carsten van Bevern)

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